Von Lars Laucke
Beilstein/Oberstenfeld-Gronau – Insgesamt 19 Auflagen, davon acht in den Weihnachtsferien – bei den Handball-Camps der SG Schozach-Bottwartal darf man mittlerweile getrost von einer Tradition sprechen. Von Donnerstag bis Samstag hieß es in der Beilsteiner Langhanshalle und in der Gronauer Mehrzweckhalle wieder „Trainieren mit Profis“, rund 140 Kinder und Jugendliche hatten sich angemeldet. Neben den Mädchen und Jungen von der gastgebenden SG waren die Vereine aus Dornstetten (Landkreis Freudenstadt) und Aalen sowie die HSG Böblingen/Sindelfingen am stärksten vertreten. Zudem kamen auch viele aus der näheren Umgebung, um bei so renommierten Trainern wie Mike Fuhrig, Klaus Hüppchen oder Marco Stange ihre Fertigkeiten zu verbessern.
Ganz aus der Nähe kamen auch drei junge Damen, die bereits am ersten Camp-Tag für ein überraschendes Highlight sorgten: Die Nationalspielerinnen Kim Naidzinavicius, Luisa Schulze und Dinah Eckerle, allesamt bei Bundesligist SG BBM Bietigheim unter Vertrag, statteten der Langhanshalle einen Besuch ab. Schulze und Eckerle unterbrachen dafür die Vorbereitung auf das Europapokalspiel am Samstag, Naidzinavicius ist hingegen wegen eines Meniskusrisses voraussichtlich bis März außer Gefecht. „Ich bin ja täglich in der Reha und auch abends meist bei den Mädels im Training dabei. Aber das viele Zuschauen nervt schon sehr“, räumte die 27-Jährige ein. Zumal es für sie bereits die zweite schwere Knieverletzung in relativ kurzer Zeit war. Im Eröffnungsspiel der Heim-WM Ende 2017 hatte sie sich einen Kreuzbandriss zugezogen, nun verpasste sie die EM.
Im Gepäck hatten die drei Nationalspielerinnen ein von allen Kolleginnen signiertes DHB-Trikot sowie mehrere weitere Preise, die im Rahmen von einem Quiz unter den Camp-Teilnehmern verlost wurden. Dazu erhielten alle 140 Kinder und Jugendlichen einen Gutschein für freien Eintritt zu einem der nächsten drei Europapokalspiele. Außerdem standen die drei Profis für Autogramme und eine kleine Fragerunde zur Verfügung. So erfuhren die Teilnehmer, dass bei der SG BBM täglich trainiert wird, je nach Spielplan an zwei Tagen der Woche auch schon zweimal. Auf die Frage, wie viel sie verdienen, gab es keine präzise Antwort: „Weniger als unsere männlichen Kollegen“, erklärte Naidzinavicius. „Wir haben das Privileg, den Handball als Beruf ausüben zu können. In manchen anderen Vereinen gehen die Spielerinnen zum Teil aber noch arbeiten. Aber auch wir verdienen nicht das ganz große Geld, dass wir uns nach der Karriere zur Ruhe setzen können.“
Mit Handball begonnen hat Torhüterin Dinah Eckerle mit acht Jahren, Kreisläuferin Luisa Schulze mit neun. Bei Kim Naidzinavicius war der Weg durch ihre Handball spielenden Eltern vorgezeichnet: „Ich war sowieso immer in der Halle, ich hatte gar keine andere Wahl“, erklärte sie den Camp-Teilnehmern lachend. Einer von ihnen wollte wissen, ob die Profis einen Ernährungsplan haben. „Das nicht“, entgegnete Eckerle. „Aber wir wissen schon, wie wir uns ernähren müssen und dass wir vor einem Spiel nicht zu McDonalds gehen sollten.“ Und was war die peinlichste Situation auf dem Handballfeld? Da fiel den Dreien auf Anhieb zunächst nichts ein, bis Naidzinavicius dann erklärte: „Es ist immer ziemlich peinlich, wenn man im Training aufs Tor wirft und Dinah den Ball dann fängt. Das kostet auch immer gleich was in die Mannschaftskasse.“ Tabea Kraft, Torhüterin bei den BWOL-Frauen der SG Schozach-Bottwartal und beim Camp als Trainerin mit am Start, hörte an dieser Stelle aufmerksam zu und nahm dies gleich als Anregung für ihr Team mit.
Nach knapp eineinhalb Stunden, dutzenden Autogrammen und einigen Selfies war der Überraschungsbesuch beendet. Die Bundesligaspielerinnen verabschiedeten sich zum Training, und auch die Camp-Kids gingen wieder ans Werk, um ihnen vielleicht einmal nachzueifern.