Bericht der Heilbronner Stimme (Stephan Sonntag) vom 25.10.2020
SGSB kommt mit der puren Lust am Spiel zum Rekordsieg
Handball SG Schozach-Bottwartal überrollt zum Drittliga-Auftakt die TSG Ketsch II mit 44:17. Es war eine extreme Begegnung mit frohen und traurigen Ex-Neckarsulmerinnen.
Diese Ungeduld vor dem Start ist etwas Sporttypisches. Rennfahrer lassen die Motoren heulen, Rennpferde schnauben nervös, Skiläufer schreien. Wenn dann die Ampel auf grün springt, die Box sich öffnet und das Starttor zur Seite springt, dann bricht sich die aufgestaute Energie Bahn.
So ähnlich muss man sich den Auftritt der Drittliga-Frauen der SG Schozach-Bottwartal am Samstag in Ketsch vorstellen. Endlich beginnt die Saison. Endlich wieder Handballspielen. Vom Anwurf weg spielten die Gäste mit Lust, Leidenschaft und schier endloser Energie.
Die Gastgeberinnen waren hoffnungslos überfordert und wurden erbarmungslos überrollt. „Das Team war auf den Punkt da. Das war angesichts von sieben Monaten ohne Pflichtspiel und zwei Trainingsspielen seit Anfang September nicht zu erwarten“, lobte Trainer Michael Stettner.
Mit 44:17 – in Worten vierundvierzig zu siebzehn – feierte die SGSB zum Auftakt der Spielzeit 2020/2021 gleich mal einen Rekordsieg. „Wir hatten mega Bock auf das erste Spiel“, sagte Torhüterin Jana Brausch.
Ein wenig Mitgefühl hatte die SGSB-Keeperin für ihre ehemalige Teamkollegin im Tor der TSG. Katrin Rüttinger spielte von 2014 für 2017 für die Neckarsulmer Sport-Union. Nicht nur mit Brausch, sondern auch mit der zehnmaligen Torschützin Svenja Kaufmann und Trixi Hanak. „Ich hatte mich eigentlich gefreut, sie alle mal wiederzusehen. Das Spiel war aber leider nicht so prickelnd“, sagte die 30-Jährige gestern im Gespräch mit der HSt.
0:7 hieß es nach sieben Minuten. „Wir wollten die ersten zehn Minuten ans Limit gehen, damit der Gegner gleich wieder einem Rückstand hinterherlaufen muss. Das hat perfekt geklappt“, freute sich Stettner. Die TSG Ketsch II hatte ihr Auftaktspiel in St. Leon bereits mit 18:28 verloren. „Wir hatten uns viel vorgenommen, haben aber sehr deutlich unsere Grenzen aufgezeigt bekommen“, gestand Rüttinger.
Mit Jule Haupt, Katja Hinzmann, Cara Reuthal, Amelie Möllmann sowie Torhüterin Johanna Wiethoff hatte das TSG-Trainerteam Kai und Gerd Zimmermann das Drittligateam gleich um ein Quintett aus dem spielfreien Bundesligateam ergänzt. „Da haben wir schon kurz geschluckt, als wir die Aufstellung gesehen haben“, gab Svenja Kaufmann zu.
Doch die Maßnahme verpuffte. Reuthal, die am vergangenen Mittwoch gegen Borussia Dortmund noch sieben Mal erfolgreich war, kam gegen die SGSB auf gerade einmal zwei Treffer. Wiethoff zeigte nach ihrer Einwechslung zwar ein paar gute Paraden, doch das hatte keinen Einfluss auf den Spielverlauf. „Du kannst nicht reihenweise Eins-gegen-Eins-Situationen parieren“, monierte Rüttinger die fehlende Unterstützung von den Vorderleuten.
„Wir hatten gegen deren offensive Abwehr von Anfang an sehr gute Laufwege, haben dynamisch und schlau gespielt“, sagte Kaufmann. Dabei fehlte mit Theresa Müller sogar noch eine zentrale Spielerin in Reihen der Gäste.
Dennoch konnte Stettner früh durchwechseln, die Qualität auf allen Positionen blieb erhalten. Nahtlos fügten sich die Neuzugänge Lotta Gerstweiler, Freya Stonawski, Sina Hildenbrand und Maureen Merkel ein. „Selbst bei plus 20 Toren haben alle weiter durchgezogen“, lobte der Trainer. Wer weiß schließlich, ob so schnell weitere 60 Minuten hinzukommen werden.
SGSB: Keller, Brausch (Tor) – Riek (5), Hönig (6/1), S. Mann (n.e.), Hanak (1), Kaufmann (10), Hildenbrand (3), Brunn (1), Geier (n.e.), Klenk (1), Wehe (3), Stonawski (4), Gerstweiler (6/2), Merkel (4).
Beste Schützinnen der TSG: Haupt (3/1).
Siebenmeter: TSG 4/2; SGSB 5/3.
Zeitstrafen: 3/3.