Von Lars Laucke
Es gibt eine bestimmte Situation, in der Michael Stettner stets zumindest innerlich zusammenzuckt: Fällt im Zusammenhang mit den Handballerinnen der SG Schozach-Bottwartal das Wort „Aufstieg“, dann stellen sich dem Trainer des Oberligisten sichtlich die Nackenhaare senkrecht. So war es auch am Samstagabend nach der Partie gegen den TSV Heiningen, als man ihm die Feststellung in den Mund legen wollte, dass Mannschaften, die solche Spiele gewinnen, auch aufsteigen würden. Wie so oft trat Stettner auf die Bremse, verwies auf die schweren noch anstehende Partien, lobte aber seine Mannschaft zurecht in den höchsten Tönen für die begeisternde Aufholjagd, die sie beim 27:23 (11:15) nach der Pause hingelegt hatte: „Dass man nach so einer ersten Hälfte eine solche zweite Halbzeit hinlegt, da muss man einfach den Hut vor ziehen. Das war der Wahnsinn, wie die Mannschaft die Vorgaben umgesetzt hat.“
Nach dem Wechsel holten die SG-Frauen auch endlich die gut gefüllte Halle ab. „Wir haben wirklich um jeden Ball gekämpft und wollten so unseren achten Mann mitreißen. Die Stimmung war wirklich mega, ohne das Publikum hätten wir das nicht geschafft“, freute sich Sina Klenk. Das „Motivations-Monster“ (Zitat Michael Stettner) marschierte vorneweg, ackerte in der Abwehr, erzielte wichtige Tore im Angriff und riss ihr Team und die Zuschauer mit. „Ich bin da sicher etwas emotionaler als manch andere“, sagte sie lächelnd. „So eine wie Sina brauchst du einfach“, bestätigte Stettner, der zudem an Michelle Wunschik ein Sonderlob verteilte. Die sollte eigentlich bis Saisonende fehlen, hat ihren Auslandsaufenthalt aber abgebrochen. „Sie hat seither erst fünfmal trainiert, hat aber in der letzten Viertelstunde enormes Tempo reingebracht, als der Gegner langsam müde wurde. Ich hätte nicht gedacht, dass das schon so gut funktioniert.“
Dabei sah es in der ersten Hälfte überhaupt nicht nach einem Happy-End aus. Eigentlich wollte man gegen die mit zwei Niederlagen im Gepäck angereisten Heiningerinnen von Beginn an Gas geben und ihnen den Zahn ziehen. „Aber das ist mal komplett in die Hose gegangen. Wir hatten in der ersten Hälfte 17 Fehlwürfe und sechs technische Fehler – damit kannst du gegen eine so starke Abwehr einfach nicht bestehen“, analysierte Michael Stettner, dessen Team mit bis zu sechs Toren im Rückstand war. „Dass wir mit der Leistung zur Pause nur mit 11:15 hinten lagen, da konnten wir noch froh drüber sein“, fand der Coach. „Die Abwehr war viel zu defensiv, hat Torhüterin Tabea Kraft viel zu wenig Hilfe gegeben.“
Nach der Pause war seine Mannschaft dann aber wie ausgewechselt. „Der ganze Abwehrverbund ist einen Meter nach vorne gerückt, Heiningen hat in der zweiten Hälfte nur noch acht Tore geschossen und war fast jeden Angriff im Zeitspiel“, analysierte Stettner. Nach 47 Minuten erzielte Melanie Guyomard mit dem 18:18 erstmals den Ausgleich, Sina Klenk sorgte für das 19:18. Zwar lagen die Gäste noch zweimal mit einem Treffer vorne, doch mit dem 23:22 war klar, dass die SG die Partie endgültig drehen würde. Den Schlusspunkt zum umjubelten 27:23 setzte wenige Sekunden vor Schluss Sina Klenk.
Für die SG war dieser Sieg umso wichtiger, da man durch die gleichzeitige deutliche Niederlage der HSG Leinfelden-Echterdingen bei der HSG Mannheim nun schon vier Punkte Vorsprung auf Platz drei hat – bei zwei Aufsteigern. Doch Michael Stettner warnte sogleich: „Leinfelden hat mit neun Toren in Mannheim verloren – und wir müssen nächste Woche nach Mannheim.“
SG Schozach-Bottwartal: Kraft, Schweizer – Hönig, Ziegler, Müller (7/6), Brunn, Günsoy, Benz (4), Klenk (3), Wehe (3), Wunschik (4), Mangold (4), Guyomard (2).